Israelisch-Deutsche Beziehungen feiern

Eine Feier, die Israels Gegenwart ignoriert ist genauso wenig ehrlich, wie eine, die Deutschlands Vergangenheit ignoriert

Im Jahr 1965 normalisierten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Dieses Ereignis zu feiern ist wichtig. Es zeigt, dass Deutschland in der Lage ist, seiner Vergangenheit ehrlich ins Gesicht zu sehen und ihre Bürger daran zu erinnern, warum dies so wichtig ist. Es ist auch ein Beweis für die Stärke des israelischen Volkes, sowohl zu vergeben als auch durchzuhalten. Wir bitten jedoch darum, dass diese Feierlichkeiten nicht nur vergangene Kämpfe des israelischen Volkes anerkennt, sondern sich auch den aktuellen Kampf anschaut.

Wir bitten, dass die Direktoren der deutschen Kulturinstitutionen die fragwürdigen Umstände der Inszenierung dieser Ereignisse anerkennen und darauf reagieren. Wir ermutigen diejenigen, die sich mit diesen Anliegen identifizieren, Besucher bei verwandten Events an die wichtigen humanitären Herausforderungen, vor denen die Menschen in Israel und Palästina sich befinden, zu erinnern. Wir haben für diejenigen, die sie drucken und verteilen wollen, eine Reihe von Materialien erstellt.

Drei Monate nach der Bombardierung von Gaza

Die Ausstellung von Kunstwerken aus dem Tel Aviv Museum im Martin Gropius Bau in Berlin ist weitgehend vom israelischen Außenministerium geplant und finanziert worden. Die Vereinbarung mit den Berliner Festspielen, dieses Ereignis zu veranstalten, wurde vom israelischen Außenministerium im Jahr 2014 weniger als 3 Monate nach der Bombardierung von Gaza angekündigt. Diese Tragödie forderte das Leben von mehr als 2.000 Menschen. Nach Israels eigenen Angaben waren 45% davon Zivilisten und nach allen anderen Angaben zwischen 69% und 76%.

  1. Israelische Geheimdienstinformationen und Terrorismus Informations-Zentrum
  2. Gaza Ministerium für Gesundheit, über Ma'an Nachrichten Agentur
  3. United Nations Office zur Koordinierung von humanitärer Angelegenheiten
  4. Al Mezan Zentrum für Menschenrechte
  5. Palästinensisches Zentrum für Menschenrechte

Events von einem ausgesprochenen Rassisten geplant

Avigdor Lieberman ist seit 2009 Israels Außenminister. Er hat zu nichts weniger als ethnischer Säuberung aufgerufen und seine Worte geben Grund, uns zu fragen, ob man auch nur einen Teil der Planung der Veranstaltungen, um diplomatische Beziehungen zu feiern, einer Institution überlassen sollte, die von einem rassistischen Diplomat geführt wird.

Diejenigen, die gegen uns sind, da gibt es nichts zu tun - wir müssen eine Axt holen und ihnen den Kopf abschneiden
Der zweite Weltkrieg endete mit den Nürnberger Prozessen. Die Führer des NS-Regimes, zusammen mit ihren Mitarbeitern, wurden hingerichtet. Ich hoffe, dass die Kollaborateure in [der Knesset] das gleiche Schicksal erleiden
Es wäre besser, diese [palästinensischen] Gefangenen im Toten Meer zu ertränken, wenn möglich, da das der tiefste Punkt der Erde ist.
Wenn es nach mir ginge, würde ich die [palästinensische] Behörde davon benachrichtigen, dass wir morgen um zehn Uhr morgens alle ihre Arbeitsplätze in Ramallah in die Luft gehen lassen, zum Beispiel.

Demographische Dissonanz

Die Ausstellung von Werken aus dem Tel Aviv Museum im Martin Gropius Bau in Berlin enthält moderne Kunst Israels, die ihre Kämpfe veranschaulicht. Wir finden, sie spricht die Geschichte des palästinensisch-arabisch-israelischen Kampfes nicht an. Palästinenser, die mit israelischer Staatsbürgerschaft leben, entsprechen 20% der Bevölkerung. Wenn man bedenkt, wie Israels Ministerpräsident, Benjamin Netenyahu, in den israelischen Wahlen März 2015 die Israeli Arab Bevölkerung stigmatisierte ist das Fehlen der genauen Repräsentation dieser Minderheit fraglich, auch wenn das Motiv dafür erschreckend klar sein könnte.

  1. Israel Zentralamt für Statistik 2014
  2. Palästinensischen Zentralamt für Statistik 2014

Deutsche Kulturindustrie stellt nicht in Frage

Die Kulturattaché, Diplomaten und Direktoren von Kulturinstitutionen, die an der Planung oder Durchführung von Veranstaltungen, die diplomatische Beziehungen feierten, beteiligt waren, scheinen blind zu sein für die Fragen, die sie umgeben. Wir fordern sie auf, diese Fragen zu beantworten.

  1. Wie können sie den Zeitpunkt der Ereignisse, die von der israelischen Außenministerium dargestellt werden, nicht in Frage stellen, wenn sie direkt nach der Bombardierung von Gaza darum gebeten werden?
  2. Wie kann man den Bericht nicht in Frage stellen, der ihnen vorschwebte, wenn sie nicht bedeutende Minderheiten der israelischen Bevölkerung enthalten?
  3. Wie kann man die Motive dieser Ereignisse nicht in Frage stellen, wenn sie von einer Institution stammen, die von einem ausgesprochenen Rassisten betrieben wird?

Diese Fragen zu vermeiden, würde einen gefährlichen Präzedenzfall darstellen. Einer, der die Lehren aus unserer Geschichte in den Müll wirft, die uns doch beigebracht haben sollten, nie wieder zusammen den Kampf der anderen für Anstand zu ignorieren und diese mit einer Nachricht zu ersetzen, die unwissentlich beibringt, dass "es Ausnahmen gibt". Wir hoffen, dass Sie mit uns zusammen diese Nachricht herausfordern.

 

 

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